Dienstag, 3. Juli 2012

Von heißen Winden, nackten Ärschen und Fischen

Es ist Sommer und heißer Wüstenwind fegt durch die Straßen Wiens. Verbarrikadiert in den eigenen vier Wänden, verborgen hinter geschlossenen Jalousien und zugezogenen Vorhängen warte ich auf den Sonnenuntergang. Als vorbildlicher Bürger habe ich nämlich sommerliche Pflichten übernommen, die mich selbst bei unmenschlichsten Temperaturen vor die Türe zwingen und als die Heldin die ich bin, kann mich nichts davon abbringen. Also...davon die Fische meiner Schwester zu füttern. Während sie im Strand die Füße ins Meer steckt. Natürlich.

Sonne ist also weg. Hirn, arbeite! Was brauche ich für die Mission Fisch? Fremder Wohnungsschlüssel - check. Wasserflasche (man verdurstet so schnell in den heißen Gassen der Stadt) - check. Hund (bloß kein extra Gassi-Weg Wie klug ich bin, das zu kombinieren) - check.

Fische haltet aus, Hilfe ist auf dem Weg.


Schicke Schweißperlen zieren meine Oberlippe, als ich mich tapfer gen Aquarien kämpfe. Die Frisur ist meilenweit davon entfernt  zu sitzen und ob man 'das Haar' in diesem Moment überhaupt noch als Frisur bezeichnen darf ist fraglich. Gesenkten Hauptes "laufe" ich die Straße entlang, den Blick auf das Hündchen gerichtet. Mit dem typischen Ausdruck von Panik im kleinen Hundegesicht, versucht sie den gruseligen Ausflug so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Ich, voll schwindender Geduld und dahinbröckelndem Verständnis, versuche sie davon abzuhalten mit Vollgas in die Leine zu donnern, was mir zwar einigermaßen gelingt, mich aber dazu zwingt, den Weg im Schneckentempo zu beschreiten. Ach, du Hitze, wie du mich quälst.

Während ich mich gedanklich für mein Heldentum lobe, bemerke ich wachen Auges wie sich uns linkerseits ein Schäferhund nähert. Stehen bleiben, Hund passieren lassen, eigenen Hund davon abhalten zu flüchten. Weiter geht der Weg. Aber - was ist das? Mit hochsteigender Übelkeit scheint mir, als wäre der Mond aufgegangen. Kann das sein, ist das möglich, trügt mich mein schwitzendes Auge? Scheiß der Ochse, da hängt doch glatt der ganze faltigte Arsch des Schäferhund-Besitzers aus den dreckigen Sommershorts. Ungläubig versuche ich mit meinen vor Ekel zittrigen Fingern ein Handyfoto davon zu schießen wie der Gummizug der Shorts sich unter den labberigen Pobacken festklammert (am End glaubt einem das ja sonst niemand), doch das Vorhaben scheitert. Zu wacklig die Hand, zu runzlig der Hintern.

Taumelnd folge ich dem freiheitsliebenden Hinterteil. Nicht weil ich das möchte. Auch nicht aus kranker Schaulust. Der Nacktarsch geht einfach auch Richtung Fische. Ich ergebe mich also meinem Schicksal, wende den Blick wieder auf den Hund und konzentriere mich wieder auf das, was wichtig ist. Fisch.

(Gefühlte) Stunden später sinke ich wieder auf meine mit Bettlaken überzogene Couch (iiiieh, Kunstleder auf schwitzender Haut geht gar nicht), zufrieden mit meinem Tagewerk und um ein ganz besonderes Bild in meinem Kopf bereichert. Gespannt warte ich auf den nächsten Fischausflug in dem Wissen, dass wenn ich diesen Anblick überstanden habe, mich einfach nichts aufhalten kann. Davon, die Fische zu retten.

6 Kommentare:

  1. köstlich! und das ganze ist wie ein autounfall: man kann nicht wegschauen!!!
    und ja schicke schweißperlen bekomme ich auch auf der oberlippe ... na dann! auf in den sommer!

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  2. Schade, daß das mit dem Foto nix geworden ist. Na ja, vielleicht besser so , würg .... :D

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    1. ja, viiiel besser so! die erinnerung in meinem kopf verblasst schon langsam, mit foto würde sie EWIG halten!! :D

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  3. Danke fürs Fischfuettern!
    Dickes Bussi vom Schwesterherz aus dem Urlaub :-D

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    1. die fische sind süß! bei einem becken konnte ich sie beim füttern "streicheln" falls man das bei fischen so nennen kann :D

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